Der internationale Transport bildet das Rückgrat des globalen Handels und ermöglicht den Waren- und Güteraustausch zwischen Kontinenten, Ländern und Regionen. In einer zunehmend vernetzten Weltwirtschaft steht die Optimierung von Transportprozessen im Zentrum erfolgreicher Internationalisierungsstrategien. Unternehmen, die ihre Transportketten effizient gestalten, sichern sich entscheidende Wettbewerbsvorteile durch schnellere Lieferzeiten, geringere Kosten und höhere Zuverlässigkeit. Die Komplexität internationaler Logistikketten stellt jedoch besondere Anforderungen an das Supply Chain Management – von der Auswahl geeigneter Transportmittel über die Bewältigung regulatorischer Hürden bis hin zur Integration digitaler Lösungen für mehr Transparenz. Dieser Beitrag beleuchtet zentrale Strategien zur Optimierung internationaler Transportprozesse und zeigt, wie Unternehmen ihre globalen Logistikketten zukunftsfähig gestalten können.
Globale Logistikstrategien für internationale Transportketten
Die Entwicklung effektiver globaler Logistikstrategien erfordert einen ganzheitlichen Ansatz, der verschiedene Faktoren berücksichtigt. Zu den wichtigsten Elementen zählen die Standortwahl für Produktions- und Distributionszentren, die strategische Auswahl von Logistikpartnern sowie die Definition optimaler Transportwege. Eine durchdachte Logistikstrategie berücksichtigt dabei nicht nur Kostenfaktoren, sondern auch Lieferzeiten, Flexibilität und Risikomanagement.
Bei der Gestaltung internationaler Transportketten hat sich das Hub-and-Spoke-Modell als besonders effizient erwiesen. Hierbei werden zentrale Knotenpunkte (Hubs) etabliert, die als Umschlagplätze für Waren dienen und mit verschiedenen Zielmärkten (Spokes) verbunden sind. Dieses Modell ermöglicht eine Konsolidierung von Warenströmen und führt zu Skaleneffekten bei größeren Transportvolumina. Nach aktuellen Daten können Unternehmen durch die Implementierung dieses Modells ihre Transportkosten um bis zu 25% reduzieren.
Ein weiterer wichtiger Aspekt globaler Logistikstrategien ist die Etablierung von Near- oder Reshoring-Konzepten. Durch die strategische Verlagerung von Produktionsstandorten näher an die Absatzmärkte lassen sich Transportwege verkürzen und Lieferketten robuster gestalten. Diese Entwicklung hat sich besonders seit der COVID-19-Pandemie verstärkt, als globale Lieferketten unter erheblichen Störungen litten. Eine Umfrage unter europäischen Unternehmen ergab, dass 43% der Befragten eine teilweise Rückverlagerung ihrer Produktion nach Europa planen.
Die Implementierung eines effektiven Risikomanagements ist für internationale Transportketten unverzichtbar. Geopolitische Spannungen, Naturkatastrophen oder Pandemien können zu erheblichen Störungen führen. Eine wirksame Strategie umfasst daher die Identifikation potenzieller Risiken, die Entwicklung von Alternativrouten und die Diversifizierung von Transportpartnern. Unternehmen, die über robuste Notfallpläne verfügen, können auf unvorhergesehene Ereignisse bis zu 60% schneller reagieren als ihre weniger vorbereiteten Wettbewerber.
Eine zukunftsorientierte globale Logistikstrategie zeichnet sich durch ihre Anpassungsfähigkeit aus. Sie berücksichtigt nicht nur aktuelle Marktbedingungen, sondern antizipiert auch zukünftige Entwicklungen und integriert flexible Elemente, die schnelle Anpassungen ermöglichen.
Für mittelständische Unternehmen bietet der Zusammenschluss in Logistiknetzwerken besondere Vorteile. Durch die Bündelung von Transportvolumina können auch kleinere Unternehmen von günstigeren Frachtraten profitieren und ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit stärken. Aktuelle Statistiken zeigen, dass kollaborative Logistikmodelle die Transportkosten für mittelständische Unternehmen um durchschnittlich 15-20% senken können.
Transportmodalitäten im internationalen Warenverkehr analysieren
Die Auswahl der optimalen Transportmittel stellt einen entscheidenden Erfolgsfaktor im internationalen Warenverkehr dar. Jede Transportmodalität – Seefracht, Luftfracht, Schienentransport oder Straßengüterverkehr – weist spezifische Vor- und Nachteile hinsichtlich Kosten, Geschwindigkeit, Zuverlässigkeit und Umweltauswirkungen auf. Eine fundierte Transportanalyse berücksichtigt diese Faktoren im Kontext der individuellen Wareneigenschaften und Lieferanforderungen.
Ein systematischer Vergleich der verschiedenen Transportmodalitäten sollte auf einer umfassenden Total Cost of Ownership (TCO) Analyse basieren. Diese berücksichtigt neben direkten Transportkosten auch indirekte Faktoren wie Lagerbestandskosten, Versicherungen, Zollgebühren und potenzielle Kosten durch Lieferverzögerungen. Bemerkenswert ist, dass die Transportkosten je nach Warenwert zwischen 5% und 50% des Gesamtwertes ausmachen können.
Die optimale Modalitätswahl hängt stark von der Art der transportierten Güter ab. Während hochwertige, zeitkritische Waren wie Elektronik oder Pharmazeutika häufig per Luftfracht transportiert werden, eignen sich Massengüter mit niedrigem Wert-Volumen-Verhältnis wie Rohstoffe besser für den Seetransport. Zunehmend gewinnen jedoch intermodale Transportkonzepte an Bedeutung, die verschiedene Verkehrsträger intelligent kombinieren und so die jeweiligen Stärken optimal nutzen.
Seefracht-Optimierung mit Fokus auf Container-Management
Die Seefracht dominiert den globalen Warenverkehr mit einem Anteil von über 80% am internationalen Handelsvolumen. Ein effizientes Container-Management bildet dabei das Herzstück optimierter Seetransporte. Die Standardisierung durch ISO-Container hat den internationalen Warenverkehr revolutioniert und ermöglicht heute nahtlose intermodale Transportketten.
Eine zentrale Herausforderung im Container-Management liegt in der Optimierung der Containerauslastung. Leer- und Teilladungen verursachen unnötige Kosten und belasten die Umwelt. Durch Einsatz moderner Planungstools lässt sich die Containerauslastung signifikant verbessern. Unternehmen sollten hierbei verstärkt auf Konsolidierungskonzepte wie Less-than-Container-Load (LCL) setzen, bei denen Teilladungen verschiedener Versender zu vollständigen Containerladungen zusammengefasst werden.
Die Wahl des optimalen Containertyps ist für die Transporteffizienz entscheidend. Neben Standardcontainern (20- und 40-Fuß) stehen spezielle Containertypen wie Kühlcontainer (Reefer), Open-Top-Container oder Flat Racks für außergewöhnliche Ladungen zur Verfügung. Eine präzise Analyse der Warencharakteristik und Transportanforderungen ist unerlässlich, um die passende Containerart zu bestimmen.
Ein weiteres Optimierungspotenzial liegt in der strategischen Nutzung von Freistellungszeiten. Die meisten Reedereien gewähren nach Ankunft eines Containers einen bestimmten Zeitraum zur kostenfreien Entladung. Eine effiziente Entladeplanung hilft, teure Demurrage-Gebühren (Standgelder für nicht rechtzeitig entladene Container) zu vermeiden. Aktuelle Daten zeigen, dass Unternehmen durch optimiertes Demurrage-Management ihre containergebundenen Kosten um bis zu 30% reduzieren können.
Luftfracht-Lösungen für zeitkritische Transporte
Luftfracht spielt eine entscheidende Rolle für den Transport zeitsensitiver und hochwertiger Waren im internationalen Handel. Mit Transportzeiten, die bis zu 80% kürzer sind als bei der Seefracht, bietet der Lufttransport unschlagbare Vorteile bei der Geschwindigkeit, ist jedoch mit deutlich höheren Kosten verbunden. Diese können je nach Destination und Warenwert das 4- bis 6-fache der Seefrachtkosten betragen.
Für eine kosteneffiziente Nutzung der Luftfracht ist die präzise Planung der Transportkapazitäten entscheidend. Die frühzeitige Buchung von Frachtkapazitäten ermöglicht in der Regel günstigere Tarife. Zudem bieten viele Airlines spezielle Kontrakte für regelmäßige Versender an, die erhebliche Kostenvorteile bringen können. Nach Branchendaten können langfristige Luftfrachtverträge die Transportkosten um bis zu 25% senken.
Eine innovative Lösung für zeitkritische Transporte stellen hybride Luftfracht-Dienste dar. Diese kombinieren den regulären Luftfrachtversand mit Expressdiensten für besonders eilige Sendungen. Die Entwicklung spezialisierter Luftfracht-Produkte für verschiedene Industriezweige – wie die Pharma- oder Automobilindustrie – zeigt die zunehmende Differenzierung dieses Transportmodus.
Aufgrund der erheblichen Umweltauswirkungen des Lufttransports gewinnen nachhaltige Luftfrachtkonzepte an Bedeutung. Führende Airlines investieren in treibstoffeffizientere Flugzeuge und erforschen alternative Kraftstoffe. Einige Luftfrachtanbieter bieten bereits Carbon-Offset-Programme an, die es Versendern ermöglichen, die CO₂-Emissionen ihrer Luftfrachtsendungen zu kompensieren.
Intermodale Transportkonzepte mit SNCF, DB Cargo und Maersk
Intermodale Transportkonzepte verbinden verschiedene Verkehrsträger zu einer nahtlosen Transportkette und nutzen die spezifischen Vorteile jedes Transportmodus optimal aus. Große Logistikdienstleister wie die französische SNCF, DB Cargo und der Schifffahrtskonzern Maersk haben in den letzten Jahren umfassende intermodale Netzwerke aufgebaut, die internationale Transporte effizienter gestalten.
Ein leistungsfähiges Beispiel ist die Kombination von Seefracht mit dem Schienentransport, bei der Container nach ihrer Ankunft im Seehafen direkt auf die Schiene umgeladen werden. Dieser Ansatz reduziert die Belastung der Straßeninfrastruktur und senkt die CO₂-Emissionen erheblich. Nach aktuellen Studien verursacht der Schienentransport pro Tonnenkilometer nur etwa ein Viertel der CO₂-Emissionen des Straßengüterverkehrs.
Die Implementierung eines erfolgreichen intermodalen Transportkonzepts erfordert eine präzise Abstimmung der verschiedenen Verkehrsträger. Moderne IT-Systeme wie Transport Management Systems (TMS)
spielen hierbei eine Schlüsselrolle, da sie die komplexe Koordination der verschiedenen Transportabschnitte erleichtern und eine vollständige Sendungsverfolgung ermöglichen.
Für Unternehmen bietet die intermodale Transportstrategie nicht nur Umweltvorteile, sondern auch wirtschaftliche Anreize. Durch die Kombination der kosteneffizienten Langstreckentransporte per Schiff oder Bahn mit der Flexibilität des Straßengüterverkehrs auf der letzten Meile lassen sich Gesamttransportkosten um 10-15% reduzieren, während gleichzeitig die Lieferzuverlässigkeit steigt.
Bahnverkehr entlang der Neuen Seidenstraße nutzen
Die Neue Seidenstraße, auch bekannt als Belt and Road Initiative (BRI), hat eine Renaissance des eurasischen Schienenverkehrs eingeleitet. Dieser Transportkorridor verbindet China mit Europa und bietet eine attraktive Alternative zu See- und Luftfracht. Die Transportzeit liegt mit 12-18 Tagen deutlich unter der Seefracht (30-45 Tage) und die Kosten betragen nur etwa 20-30% der Luftfrachtkosten.
Für Unternehmen, die Waren zwischen Asien und Europa transportieren, bietet der Schienenverkehr entlang der Neuen Seidenstraße mehrere strategische Vorteile. Zum einen ermöglicht er den Zugang zu Binnenregionen, die nicht direkt an Seehäfen angebunden sind. Zum anderen bietet er eine höhere Zuverlässigkeit als der Seetransport, da er weniger anfällig für Wetterbedingungen ist und feste
Fahrpläne und stabile Transportzeiten bietet. Die wichtigsten Korridore verlaufen über Kasachstan, Russland und Weißrussland oder über die südliche Route durch Zentralasien und die Türkei nach Europa.
Die Nutzung des Schienenverkehrs entlang der Neuen Seidenstraße erfordert eine sorgfältige Logistikplanung. Zentrale Aspekte sind die Kenntnis der verschiedenen Spurweiten (China: 1435 mm, Russland und GUS-Staaten: 1520 mm, Europa: 1435 mm), die entsprechende Planung von Umladeprozessen an den Grenzübergängen sowie das Verständnis der unterschiedlichen Zollverfahren. Die durchschnittliche Umschlagzeit an Grenzübergängen beträgt 2-6 Stunden, was bei der Gesamttransportplanung berücksichtigt werden muss.
Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Wahl des richtigen Bahnkorridors. Während die nördliche Route über Russland traditionell die kürzeste Verbindung darstellt, gewinnen alternative Korridore wie die Trans-Kaspische Internationale Transportroute (TITR) zunehmend an Bedeutung. Diese Route verläuft über Kasachstan, das Kaspische Meer, Aserbaidschan, Georgien und die Türkei und umgeht dabei Russland vollständig. Aktuelle Zahlen zeigen, dass das Transportvolumen auf dieser Route im Jahr 2022 um 35% gestiegen ist.
Unternehmen, die den Bahnverkehr entlang der Neuen Seidenstraße optimal nutzen wollen, sollten langfristige Partnerschaften mit spezialisierten Bahnoperateuren wie China Railway Express, United Transport and Logistics Company (UTLC) oder Rail Cargo Group anstreben. Diese bieten nicht nur zuverlässige Transportdienste, sondern unterstützen auch bei der komplexen administrativen Abwicklung der grenzüberschreitenden Transporte.
LKW-Transport und Kabotage-Regelungen in der EU
Der grenzüberschreitende Straßengüterverkehr bildet insbesondere innerhalb der Europäischen Union das Rückgrat des Warentransports. Etwa 75% des innereuropäischen Güterverkehrs werden auf der Straße abgewickelt. Die Flexibilität und Geschwindigkeit des LKW-Transports machen ihn zu einer unverzichtbaren Komponente internationaler Logistikketten, besonders für die letzte Meile und für Regionen mit eingeschränkter Schienen- oder Hafenanbindung.
Im europäischen Kontext sind die Kabotage-Regelungen von besonderer Bedeutung für die Optimierung internationaler Transporte. Unter Kabotage versteht man die Erbringung von Transportdienstleistungen innerhalb eines Landes durch ein in einem anderen Land ansässiges Transportunternehmen. Die EU-Verordnung 1072/2009 erlaubt ausländischen Spediteuren nach einer internationalen Lieferung bis zu drei Kabotagefahrten innerhalb von sieben Tagen im Bestimmungsland, bevor das Fahrzeug das Land wieder verlassen muss.
Eine strategische Nutzung dieser Kabotage-Regelungen kann die Transporteffizienz erheblich steigern und Leerfahrten reduzieren. Nach Branchenstatistiken können durch optimierte Kabotage-Planung die Leerkilometer um bis zu 25% verringert werden, was sowohl ökonomische als auch ökologische Vorteile bringt. Die Implementierung modernster Route-Optimization-Software
hilft Unternehmen, diese komplexen Regelungen effizient zu nutzen und gleichzeitig die volle Compliance zu gewährleisten.
Die optimale Kombination von internationalen Transporten mit erlaubten Kabotagefahrten ist ein Schlüsselfaktor für die Effizienzsteigerung im europäischen Straßengüterverkehr. Sie erfordert jedoch präzise Planung und ein tiefes Verständnis der rechtlichen Rahmenbedingungen.
Seit dem Inkrafttreten des EU-Mobilitätspakets im Februar 2022 haben sich die Kabotage-Bestimmungen weiterentwickelt. Neu eingeführt wurde eine viertägige "Cooling-off-Periode" nach Ausschöpfung der Kabotage-Möglichkeiten, bevor derselbe Transportunternehmer mit demselben Fahrzeug erneut Kabotagebeförderungen im gleichen Land durchführen darf. Diese Regelung zielt darauf ab, systematischer Kabotage entgegenzuwirken und faire Wettbewerbsbedingungen zu schaffen.
Für Unternehmen, die regelmäßig Transporte in der EU durchführen, ist zudem die Kenntnis der unterschiedlichen Maut- und Straßennutzungsgebühren wesentlich für eine kosteneffiziente Routenplanung. Moderne Telematik-Lösungen, die Echtzeitdaten zu Verkehrssituationen, Ruhezeiten der Fahrer und optimalen Routen integrieren, können die Gesamteffizienz des Straßentransports um 10-15% verbessern.
Zollabwicklung und Handelsbarrieren effizient bewältigen
Die effiziente Bewältigung von Zollabwicklung und Handelsbarrieren ist ein entscheidender Erfolgsfaktor im internationalen Handel. Zollverzögerungen können die Lieferkette erheblich stören und zu zusätzlichen Kosten führen – von Lagergebühren bis hin zu Vertragsstrafen wegen verspäteter Lieferung. Studien zeigen, dass Unternehmen durch optimierte Zollprozesse ihre Durchlaufzeiten um durchschnittlich 30% verkürzen können.
Eine umfassende Zollstrategie beginnt mit einer detaillierten Warenklassifizierung nach dem Harmonisierten System (HS). Die korrekte Zuordnung der HS-Codes ist entscheidend für die Bestimmung der anwendbaren Zollsätze und Handelsrestriktionen. Fehler bei der Klassifizierung führen häufig zu falschen Zollabgaben, Verzögerungen oder sogar rechtlichen Konsequenzen. Unternehmen sollten daher in spezialisierte Zollsoftware und regelmäßige Schulungen für ihre Mitarbeiter investieren.
Die proaktive Identifikation und Bewältigung nicht-tarifärer Handelshemmnisse stellt einen weiteren wichtigen Aspekt dar. Diese umfassen technische Vorschriften, Produktstandards, Gesundheits- und Sicherheitsbestimmungen sowie Umweltauflagen. Ein systematisches Screening dieser Anforderungen für verschiedene Zielmärkte sollte integraler Bestandteil der internationalen Transportplanung sein. Nach aktuellen Erhebungen führen nicht-tarifäre Handelshemmnisse zu durchschnittlich 10-15% höheren Handelskosten.
Incoterms 2020 strategisch einsetzen für Handelsvorteile
Die Incoterms 2020 (International Commercial Terms) spielen eine zentrale Rolle bei der Strukturierung internationaler Handelsgeschäfte. Sie definieren klar die Verantwortlichkeiten und Kostenverteilung zwischen Käufer und Verkäufer hinsichtlich Transport, Versicherung, Zollabwicklung und Risikoübergang. Die strategische Auswahl der passenden Incoterms kann erhebliche Kosten- und Wettbewerbsvorteile bieten.
Für Exporteure ist es ratsam, die Verwendung von D-Terms (DAP, DPU, DDP) in Betracht zu ziehen, wenn sie über umfassende Logistikexpertise und etablierte Transportnetzwerke in den Zielmärkten verfügen. Diese Klauseln gewähren maximale Kontrolle über die Lieferkette und ermöglichen die Realisierung von Skaleneffekten durch gebündelte Transportvolumina. Umgekehrt sollten Unternehmen mit begrenzten internationalen Logistikkapazitäten eher zu E-Terms (EXW) oder F-Terms (FCA, FOB) tendieren, bei denen der Käufer einen größeren Teil der Transportverantwortung übernimmt.
Die Wahl zwischen FCA und FOB verdient besondere Aufmerksamkeit bei Seetransporten. Während FOB traditionell weit verbreitet ist, bietet FCA dem Verkäufer Vorteile durch die frühere Übertragung des Transportrisikos. Der Riskoübergang findet bereits bei der Übergabe an den ersten Frachtführer statt und nicht erst bei der Verladung auf das Schiff. Laut einer Studie der International Chamber of Commerce kann die korrekte Anwendung von FCA die transportbezogenen Rechtsstreitigkeiten um bis zu 30% reduzieren.
Eine differenzierte Incoterms-Strategie nach Zielmärkten und Kundengruppen kann die Wettbewerbsfähigkeit deutlich steigern. Für strategisch wichtige Kunden oder Märkte mit hohem Wachstumspotenzial kann das Angebot attraktiverer Lieferkonditionen (z.B. DDP statt DAP) ein entscheidender Differenzierungsfaktor sein, während in etablierten Märkten kostengünstigere Konditionen gewählt werden können.
Elektronische Zollsysteme wie ATLAS und ICS implementieren
Die Implementierung elektronischer Zollsysteme revolutioniert die grenzüberschreitende Warenabfertigung und trägt maßgeblich zur Beschleunigung und Kostenreduktion bei internationalen Transporten bei. Führende Systeme wie das deutsche ATLAS (Automatisiertes Tarif- und Lokales Zoll-Abwicklungs-System) oder das europäische ICS (Import Control System) ermöglichen eine vollständig digitalisierte Zollabwicklung und reduzieren manuelle Prozesse auf ein Minimum.
Die Integration von ATLAS in die Unternehmenssysteme bietet vielfältige Vorteile: Zollanmeldungen können direkt aus den ERP-Systemen generiert werden, was Fehler bei der Dateneingabe reduziert und die Prozessgeschwindigkeit erhöht. Die elektronische Übermittlung ermöglicht eine schnellere Bearbeitung durch die Zollbehörden, was die Gesamtdurchlaufzeit verkürzt. Nach Daten des deutschen Zolls werden elektronische Anmeldungen durchschnittlich 60% schneller bearbeitet als papierbasierte Verfahren.
Das Import Control System (ICS) der Europäischen Union dient der vorherigen Anmeldung eingehender Waren aus Drittländern und ist ein zentrales Element des sicherheitsorientierten Zollkonzepts. Die rechtzeitige und korrekte Übermittlung der erforderlichen Sicherheitsdaten (Entry Summary Declaration, ENS) ist entscheidend, um Verzögerungen bei der Einfuhr zu vermeiden. Die Frist für die ENS-Übermittlung variiert je nach Transportmodus – von einer Stunde vor Ankunft bei Straßentransporten bis zu 24 Stunden vor Verladung bei Containerseetransporten.
Für international tätige Unternehmen ist eine umfassende IT-Integration
aller relevanten Zollsysteme über entsprechende Schnittstellen anzustreben. Diese sollte nicht nur nationale Systeme wie ATLAS umfassen, sondern auch die EU-weiten Systeme wie ICS und ECS (Export Control System) sowie die Zollsysteme wichtiger Handelspartner. Die Investition in eine leistungsfähige Zollsoftware mit automatischen Aktualisierungen zu veränderten Zollvorschriften kann die Compliance sicherstellen und gleichzeitig den administrativen Aufwand um bis zu 40% reduzieren.
AEO-Zertifizierung für beschleunigte Grenzabfertigung
Die Zertifizierung als Authorized Economic Operator (AEO) bietet Unternehmen erhebliche Vorteile im internationalen Warenverkehr. Als verlässlicher Akteur in der globalen Lieferkette genießen AEO-zertifizierte Unternehmen vereinfachte Zollverfahren, beschleunigte Grenzabfertigungen und reduzierte Sicherheitskontrollen. Die Einführung dieses Standards durch die Weltzollorganisation (WCO) im Rahmen des SAFE Framework of Standards hat zu einer weltweiten Anerkennung geführt.
Es existieren verschiedene Arten der AEO-Zertifizierung: AEO-C (Zollrechtliche Vereinfachungen), AEO-S (Sicherheit) und AEO-F (Vollzertifizierung, die beide Aspekte kombiniert). Für Unternehmen mit umfassenden internationalen Aktivitäten empfiehlt sich die Vollzertifizierung AEO-F, da sie das komplette Spektrum an Vergünstigungen bietet. Nach aktuellen Statistiken der Europäischen Kommission können AEO-F-zertifizierte Unternehmen ihre Grenzabfertigungszeiten um bis zu 70% reduzieren.
Der Zertifizierungsprozess erfordert eine gründliche Vorbereitung und umfasst eine detaillierte Prüfung der Unternehmensabläufe, Sicherheitsmaßnahmen und Compliance-Prozesse. Kernelemente sind die Zuverlässigkeit des Unternehmens, eine nachweisbare Solvenz, angemessene Sicherheitsstandards sowie Systeme zur Einhaltung zollrechtlicher Vorschriften. Die Vorbereitungszeit für eine erfolgreiche Zertifizierung beträgt durchschnittlich 6-12 Monate, abhängig von der Unternehmensgröße und der Komplexität der Logistikprozesse.
Besonders wertvoll für international agierende Unternehmen sind die gegenseitigen Anerkennungsabkommen (Mutual Recognition Agreements, MRAs) zwischen verschiedenen Zollverwaltungen. Die EU hat solche Abkommen unter anderem mit den USA, China, Japan und der Schweiz geschlossen. Diese ermöglichen AEO-zertifizierten Unternehmen, ihre Vorteile auch in Drittländern zu nutzen. Studien zeigen, dass Unternehmen, die MRAs aktiv nutzen, ihre internationalen Transportkosten um durchschnittlich 3-5% senken können.