Die finanzielle Unabhängigkeit im Ruhestand stellt für viele Deutsche eine zentrale Herausforderung dar. Mit steigender Lebenserwartung und einem sich wandelnden Rentensystem wird die eigenverantwortliche Vorsorge immer wichtiger. Der demografische Wandel und die daraus resultierenden Belastungen für das Umlageverfahren führen dazu, dass die gesetzliche Rente allein nicht mehr ausreicht, um den gewohnten Lebensstandard im Alter aufrechtzuerhalten. Eine Rentenlücke von 30 bis 50 Prozent des letzten Nettoeinkommens ist keine Seltenheit. Wer heute zwischen 30 und 50 Jahre alt ist, sollte sich intensiv mit verschiedenen Rentensparmöglichkeiten auseinandersetzen, um diese Lücke zu schließen und im Alter finanziell abgesichert zu sein.
Grundlagen des Rentensparens im deutschen Vorsorgesystem
Das deutsche Rentensystem basiert auf einem Mehrsäulenmodell, das verschiedene Vorsorgearten kombiniert. Die richtige Mischung aus diesen Säulen ermöglicht eine solide finanzielle Basis für den Ruhestand. Während frühere Generationen sich primär auf die gesetzliche Rente verlassen konnten, ist heute ein diversifizierter Ansatz notwendig. Das Verständnis der grundlegenden Mechanismen hilft dabei, fundierte Entscheidungen für die eigene Altersvorsorge zu treffen.
Die drei Säulen der Altersvorsorge: gesetzliche, betriebliche und private Rente
Die erste Säule bildet die gesetzliche Rentenversicherung, in die Arbeitnehmer und Arbeitgeber paritätisch einzahlen. Sie funktioniert nach dem Umlageverfahren, bei dem die aktuellen Beitragszahler die Renten der heutigen Rentner finanzieren. Diese Säule sichert eine Grundversorgung, reicht jedoch selten aus, um den Lebensstandard im Alter zu halten.
Die zweite Säule umfasst die betriebliche Altersvorsorge (bAV). Hierbei zahlt der Arbeitgeber – oft ergänzend zu Beiträgen des Arbeitnehmers – in verschiedene Vorsorgeformen ein. Dazu gehören Direktversicherungen, Pensionskassen, Pensionsfonds, Unterstützungskassen und Direktzusagen. Diese Säule bietet steuerliche Vorteile und kann die gesetzliche Rente erheblich ergänzen.
Die dritte Säule besteht aus der privaten Altersvorsorge. Sie umfasst alle individuellen Vorsorgemaßnahmen wie Riester- und Rürup-Renten, private Rentenversicherungen, Kapitalanlagen in Aktien, ETFs, Immobilien oder andere Anlageformen. Diese Säule erlaubt maximale Flexibilität und individuelle Gestaltungsfreiheit.
Die Kombination aller drei Säulen ist der Schlüssel zu einer ausgewogenen Altersvorsorge. Je früher mit dem systematischen Aufbau begonnen wird, desto geringer fallen die monatlichen Belastungen aus und desto größer ist der Effekt des Zinseszinses.
Demografischer Wandel und seine Auswirkungen auf die Rentenlücke
Deutschland steht vor tiefgreifenden demografischen Veränderungen. Die Lebenserwartung steigt kontinuierlich, während die Geburtenrate auf niedrigem Niveau verharrt. Dies führt zu einer Alterung der Gesellschaft und einem ungünstigeren Verhältnis zwischen Beitragszahlern und Rentenempfängern. 1960 kamen noch sechs Beitragszahler auf einen Rentner, heute sind es weniger als zwei – Tendenz weiter fallend.
Diese Entwicklung belastet das Umlageverfahren der gesetzlichen Rentenversicherung erheblich. Ohne strukturelle Reformen müssten entweder die Beiträge drastisch steigen oder das Rentenniveau weiter sinken. Beides ist politisch heikel und stößt auf gesellschaftlichen Widerstand. Die resultierende Rentenlücke – also die Differenz zwischen letztem Nettoeinkommen und späterer Rente – wächst dadurch stetig.
Für den Einzelnen bedeutet dies: Die eigenverantwortliche Vorsorge wird immer wichtiger. Ohne ergänzende betriebliche und private Altersvorsorge droht ein erheblicher Einkommensrückgang im Alter. Dies kann je nach individueller Situation einen Verlust von 30 bis 50 Prozent des gewohnten Lebensstandards bedeuten.
Aktuelle Rentenniveaus und Prognosen bis 2050 laut Deutscher Rentenversicherung
Das Rentenniveau, definiert als Verhältnis der Standardrente zum Durchschnittseinkommen, ist ein wichtiger Indikator für die Leistungsfähigkeit der gesetzlichen Rentenversicherung. Aktuell liegt es bei etwa 48 Prozent. Nach Projektionen der Deutschen Rentenversicherung wird es bis 2050 auf etwa 43 Prozent sinken, trotz aller politischen Gegenmaßnahmen wie der "doppelten Haltelinie".
Die durchschnittliche monatliche Altersrente nach 45 Versicherungsjahren beträgt derzeit in Westdeutschland etwa 1.620 Euro und in Ostdeutschland rund 1.598 Euro (Stand 2022). Diese Beträge liegen deutlich unter dem durchschnittlichen Nettoarbeitsentgelt und reichen in Ballungsräumen mit hohen Lebenshaltungskosten oft kaum für die Grundversorgung.
Erschwerend kommt hinzu, dass die Beitragssätze zur gesetzlichen Rentenversicherung laut Prognosen von aktuell 18,6 Prozent bis 2050 auf über 22 Prozent steigen könnten. Dies bedeutet eine zusätzliche Belastung für Beitragszahler und einen geringeren Spielraum für private Vorsorge – ein Teufelskreis, der private Initiative umso wichtiger macht.
Rentenfaktor und Beitragsbemessungsgrenze: Mathematische Grundlagen verstehen
Um die eigene Rentensituation realistisch einschätzen zu können, ist ein Grundverständnis der mathematischen Mechanismen hilfreich. Der Rentenfaktor
gibt an, wie viel monatliche Rente man pro Euro Rentenkapital erhält. Bei der gesetzlichen Rente wird er vom aktuellen Rentenwert beeinflusst, der regelmäßig angepasst wird.
Die Beitragsbemessungsgrenze (BBG) markiert das maximale Einkommen, bis zu dem Beiträge zur gesetzlichen Rentenversicherung erhoben werden. Sie liegt 2023 bei 7.300 Euro monatlich in Westdeutschland und 7.100 Euro in Ostdeutschland. Einkommen darüber hinaus ist beitragsfrei, begründet aber auch keine weiteren Rentenansprüche.
Ein Beispiel zur Verdeutlichung: Bei einem durchschnittlichen Jahreseinkommen von 43.142 Euro (2022) und 45 Beitragsjahren ergibt sich ein Rentenanspruch von etwa 1.620 Euro monatlich. Bei einem Einkommen an der Beitragsbemessungsgrenze (West) würde sich nach 45 Jahren ein Rentenanspruch von rund 3.000 Euro ergeben – die maximale gesetzliche Rente, die durch dieses System erreichbar ist.
Diese Mechanik verdeutlicht, warum gut verdienende Arbeitnehmer besonders von der Rentenlücke betroffen sind und zusätzliche Vorsorgestrategien benötigen. Die mathematische Erkenntnis: Je höher das Einkommen, desto größer die prozentuale Lücke zwischen Erwerbseinkommen und gesetzlicher Rente.
Steueroptimierte Anlagestrategien für die Altersvorsorge
Eine durchdachte Altersvorsorge berücksichtigt nicht nur Renditeaspekte, sondern auch steuerliche Optimierungsmöglichkeiten. Der deutsche Steuergesetzgeber bietet verschiedene Anreize für das Rentensparen, die clever genutzt werden können. Dabei gilt: Je früher mit der Planung begonnen wird, desto mehr steuerliche Vorteile lassen sich über die Ansparphase akkumulieren.
Riester-Rente vs. Rürup-Rente: Steuerliche Unterschiede und Förderungen
Die Riester-Rente richtet sich primär an Angestellte und Beamte. Sie bietet staatliche Zulagen (Grundzulage von 175 Euro jährlich plus Kinderzulagen von 185 Euro bzw. 300 Euro für ab 2008 geborene Kinder) sowie die Möglichkeit des Sonderausgabenabzugs bis zu 2.100 Euro jährlich. Die Einzahlungen erfolgen aus versteuertem Einkommen, die spätere Rentenauszahlung ist jedoch vollständig steuerpflichtig nach dem nachgelagerten Besteuerungsprinzip.
Die Rürup-Rente (auch Basisrente genannt) zielt insbesondere auf Selbstständige und Freiberufler ab, steht aber grundsätzlich allen Steuerpflichtigen offen. Hier können 2023 bis zu 26.528 Euro (Alleinstehende) bzw. 53.056 Euro (Verheiratete) zu 94 Prozent als Sonderausgaben abgesetzt werden. Dieser Prozentsatz steigt jährlich um zwei Prozentpunkte bis zur vollständigen Absetzbarkeit im Jahr 2025. Auch hier greift die nachgelagerte Besteuerung in der Auszahlungsphase.
Die Wahl zwischen beiden Systemen hängt von der persönlichen Situation ab: Riester bietet durch die Zulagen besonders für Geringverdiener und Familien mit Kindern Vorteile, während Rürup für Gutverdiener und Selbstständige durch die höheren Absetzmöglichkeiten attraktiver sein kann. Der Nachteil beider Systeme liegt in der mangelnden Flexibilität und den oft hohen Verwaltungskosten.
Betriebliche Altersvorsorge: Direktversicherung, Pensionskasse und Pensionsfonds
Die betriebliche Altersvorsorge (bAV) bietet attraktive steuerliche Vorteile. Bis zu 564 Euro monatlich (6.768 Euro jährlich) können steuer- und sozialabgabenfrei in eine bAV eingezahlt werden. Weitere 4 Prozent der Beitragsbemessungsgrenze (2023: 3.504 Euro jährlich) sind steuerfrei, aber sozialabgabenpflichtig. Diese Beiträge mindern direkt das zu versteuernde Einkommen.
Bei der Direktversicherung schließt der Arbeitgeber eine Lebensversicherung für den Arbeitnehmer ab. Die Pensionskasse funktioniert ähnlich, wird aber von mehreren Unternehmen gemeinsam betrieben. Der Pensionsfonds erlaubt risikoreichere Anlagen mit potenziell höheren Renditen bei etwas geringerer Sicherheit als die anderen Modelle.
Besonders attraktiv wird die bAV durch die häufige Beteiligung des Arbeitgebers an den Beiträgen. Seit 2019 müssen Arbeitgeber bei Neuverträgen einen Zuschuss von mindestens 15 Prozent des umgewandelten Entgelts leisten, sofern sie durch die Entgeltumwandlung Sozialversicherungsbeiträge einsparen.
ETF-Sparpläne und Aktieninvestments für die private Altersvorsorge
ETF-Sparpläne (Exchange Traded Funds) haben sich als kostengünstige und effiziente Methode des langfristigen Vermögensaufbaus etabliert. Sie bieten breite Diversifikation bei minimalen Verwaltungskosten (oft unter 0,2 Prozent p.a.). Im Gegensatz zu den staatlich geförderten Vorsorgeformen bieten sie maximale Flexibilität: Einzahlungen können jederzeit angepasst oder ausgesetzt werden, das Kapital bleibt verfügbar.
Steuerlich fallen ETF-Investments unter die Abgeltungssteuer mit einem pauschalen Satz von 25 Prozent zuzüglich Solidaritätszuschlag und ggf. Kirchensteuer. Der jährliche Freibetrag von 1.000 Euro (Alleinstehende) bzw. 2.000 Euro (Verheiratete) für Kapitalerträge sollte optimal ausgenutzt werden. Besonders attraktiv: Nach der aktuellen Rechtslage bleiben Kursgewinne bei Aktien und ETFs, die vor 2009 angeschafft wurden, steuerfrei, sofern die einjährige Spekulationsfrist eingehalten wurde.
Ein wesentlicher Vorteil dieser Anlageform ist die potenzielle Rendite: Historisch betrachtet liegen die langfristigen Renditen breit gestreuter Aktienindizes bei 7-9 Prozent pro Jahr, was deutlich über der Rendite klassischer Altersvorsorgeprodukte liegt. Bei einem Anlagehorizont von 20-30 Jahren können so auch moderate monatliche Beträge zu einem beachtlichen Vermögen anwachsen.
Immobilien als Rentenversicherung: Eigennutzung vs. Vermietung
Immobilien stellen für viele Deutsche eine zentrale Säule der Altersvorsorge dar. Bei der Eigennutzung besteht der Hauptvorteil im mietfreien Wohnen im Alter, was die notwendige Rente erheblich reduziert. Statt monatlicher Mietzahlungen fallen nur noch Nebenkosten und Instandhaltungsaufwendungen an. Dieses Wohnen aus der eigenen Tasche kann eine Entlastung von mehreren hundert bis über tausend Euro monatlich bedeuten.
Vermietete Immobilien generieren hingegen laufende Einnahmen, die als zusätzliche Rente dienen können. Steuerlich bieten sie Vorteile durch die Abschreibungsm
öglichkeiten. Besonders für Gutverdiener mit hohem Steuersatz kann die Steuerersparnis in der Ansparphase erheblich sein. Nach einer Haltedauer von zehn Jahren und ab dem vollendeten 60. Lebensjahr unterliegen die Mieteinnahmen nur noch dem persönlichen Steuersatz auf die Einkünfte unter Berücksichtigung des Grundfreibetrags.
Ein weiterer Vorteil von Immobilien ist der Inflationsschutz. Während Geldvermögen durch Inflation entwertet werden kann, steigen Immobilienwerte und Mieten historisch betrachtet mindestens im Gleichschritt mit der Inflation. Allerdings sollten Immobilieninvestoren die Kosten für Instandhaltung, möglichen Leerstand und Verwaltung nicht unterschätzen – eine Faustformel besagt, dass etwa 30 Prozent der Mieteinnahmen für diese Positionen reserviert werden sollten.
Die Entscheidung zwischen Eigennutzung und Vermietung hängt von der persönlichen Lebenssituation, dem verfügbaren Kapital und der regionalen Immobilienmarktlage ab. In vielen Fällen kann eine Kombination – etwa eine selbstgenutzte Hauptwohnung und eine vermietete Einliegerwohnung oder ein zweites Objekt – eine optimale Strategie darstellen.
Steuerfreie Kapitalerträge durch geschickte Freibetragsnutzung
Der Sparerpauschbetrag von 1.000 Euro (Alleinstehende) bzw. 2.000 Euro (Verheiratete) pro Jahr sollte konsequent ausgenutzt werden. Kapitalerträge innerhalb dieses Betrags bleiben steuerfrei. Für die optimale Nutzung empfiehlt sich ein Freistellungsauftrag bei der depotführenden Bank. Bei mehreren Banken sollte der Gesamtbetrag entsprechend aufgeteilt werden.
Für langfristig orientierte Anleger ist der Wertpapiersparplan eine effektive Strategie zur Freibetragsnutzung. Durch regelmäßige kleine Investitionen können die jährlichen Erträge unterhalb der Freibetragsgrenze gehalten werden. Besonders thesaurierende ETFs, die Erträge automatisch reinvestieren, verschieben die Steuerpflicht in die Zukunft und maximieren den Zinseszinseffekt.
Eine fortgeschrittene Strategie ist das sogenannte Tax-Loss-Harvesting. Dabei werden Verluste bewusst realisiert, um sie mit Gewinnen zu verrechnen und so die Steuerlast zu senken. Dies funktioniert besonders gut bei volatilen Anlageklassen wie Aktien oder Kryptowährungen. Die Verlustverrechnung ist zwar auf 20.000 Euro pro Jahr begrenzt, kann aber über mehrere Jahre hinweg übertragen werden.
Eine geschickte Freibetragsnutzung kann über mehrere Jahrzehnte hinweg zu einer erheblichen Steuerersparnis führen. Bei konsequentem Ausschöpfen des Sparerpauschbetrags können über 30 Jahre hinweg bis zu 30.000 Euro steuerfrei vereinnahmt werden – ein nicht zu unterschätzender Baustein für die Altersvorsorge.
Moderne Rentenspar-Instrumente im Vergleich
Die Digitalisierung hat den Markt für Altersvorsorgeprodukte grundlegend verändert. Moderne Anlageformen ermöglichen heute oft höhere Renditen bei geringeren Kosten und maximaler Transparenz. Gleichzeitig haben sich neue Anlagetrends wie nachhaltige Investments oder digitale Assets etabliert. Ein Vergleich der verschiedenen Instrumente hilft dabei, die passende Strategie für die individuelle Situation zu finden.
Fondssparpläne mit ETFs: MSCI World, FTSE All-World und S&P 500 als Basis
ETF-Sparpläne haben die Altersvorsorge demokratisiert, indem sie professionelles Portfoliomanagement zu minimalen Kosten ermöglichen. Besonders beliebt sind breit diversifizierte Indizes, die eine globale Streuung des Anlagekapitals gewährleisten. Der MSCI World umfasst etwa 1.600 Unternehmen aus 23 Industrieländern und deckt etwa 85% der Marktkapitalisierung dieser Länder ab. Mit einer durchschnittlichen historischen Rendite von 7-9% pro Jahr bietet er eine solide Basis für den langfristigen Vermögensaufbau.
Noch breiter diversifiziert ist der FTSE All-World, der zusätzlich Schwellenländer einbezieht und etwa 3.900 Unternehmen aus 47 Ländern abbildet. Dies erhöht das Wachstumspotenzial, bringt aber auch etwas mehr Volatilität mit sich. Für Anleger, die an die langfristige Stärke der US-Wirtschaft glauben, kann der S&P 500 eine sinnvolle Alternative oder Ergänzung sein. Er umfasst die 500 größten börsennotierten US-Unternehmen und hat historisch betrachtet die höchsten Renditen der drei genannten Indizes erzielt, bei allerdings höherer regionaler Konzentration.
Der wesentliche Vorteil dieser Sparpläne liegt in ihrer Einfachheit und den minimalen Kosten. Mit Gesamtkostenquoten (TER) von oft unter 0,2% pro Jahr bleiben mehr Mittel im Investment, was den Zinseszinseffekt verstärkt. Bereits mit monatlichen Einzahlungen von 100 Euro lässt sich über einen Zeitraum von 30 Jahren ein beachtliches Vermögen von rund 150.000 Euro aufbauen (bei angenommenen 8% Rendite p.a.).
Robo-Advisor wie Scalable Capital, Oskar und Quirion für passive Anleger
Für Anleger, die eine vollautomatisierte Vermögensverwaltung bevorzugen, bieten Robo-Advisor eine attraktive Lösung. Diese digitalen Plattformen erstellen nach einer Risikoanalyse ein individuelles Portfolio, meist basierend auf ETFs, und passen es automatisch an Marktveränderungen an. Scalable Capital setzt dabei auf ein quantitatives Risikomanagement, das die Portfoliozusammensetzung kontinuierlich an die Marktvolatilität anpasst. Die Kosten liegen typischerweise bei 0,75% p.a. zuzüglich der ETF-Kosten.
Oskar richtet sich mit seinem einfachen Bedienkonzept und niedrigen Einstiegssummen (ab 50 Euro) besonders an Einsteiger. Das Unternehmen bietet verschiedene thematische Schwerpunkte wie Technologie oder Nachhaltigkeit und verfolgt eine aktive Anlagestrategie. Quirion wiederum ist als Tochter der Quirin Privatbank positioniert und setzt auf eine wissenschaftlich fundierte Anlagestrategie nach den Prinzipien der Modernen Portfoliotheorie, mit Kosten von 0,48% bis 0,68% p.a.
Der größte Vorteil von Robo-Advisors liegt in der Bequemlichkeit
und der emotionslosen Anlagestrategie. Anleger müssen keine Einzelentscheidungen treffen und sind vor typischen Verhaltensfehlern wie Panikreaktionen bei Marktturbulenzen geschützt. Zudem bieten viele Robo-Advisor regelmäßige Performance-Berichte und steuerliche Optimierungen wie automatisches Tax-Loss-Harvesting. Die Gesamtkosten liegen zwar über denen eines selbstverwalteten ETF-Portfolios, aber deutlich unter traditionellen Anlageformen wie aktiv gemanagten Fonds.
Nachhaltige Geldanlagen für die Rente: ESG-Kriterien und Impact Investing
Nachhaltige Geldanlagen haben in den letzten Jahren erheblich an Bedeutung gewonnen. Anleger möchten zunehmend sicherstellen, dass ihr Kapital nicht nur finanziell rentabel, sondern auch ökologisch und sozial verantwortungsvoll investiert wird. ESG-Kriterien (Environmental, Social, Governance) dienen dabei als Maßstab für die Bewertung von Unternehmen hinsichtlich ihrer Umweltauswirkungen, sozialen Verantwortung und Unternehmensführung.
Für die Altersvorsorge stehen verschiedene nachhaltige Anlageprodukte zur Verfügung. ESG-ETFs folgen speziellen Indizes, die Unternehmen mit schlechten ESG-Bewertungen ausschließen oder untergewichten. Beispiele sind der MSCI World SRI oder der FTSE4Good. Diese ETFs weisen oft ähnliche Renditen wie ihre konventionellen Pendants auf, bei teilweise sogar geringerer Volatilität. Studien der Harvard Business School zeigen, dass nachhaltige Unternehmen langfristig sogar überdurchschnittliche Renditen erzielen können.
Beim Impact Investing geht es noch einen Schritt weiter: Hier werden gezielt Unternehmen oder Projekte finanziert, die einen messbaren positiven Einfluss auf Umwelt oder Gesellschaft haben – etwa im Bereich erneuerbare Energien, nachhaltige Landwirtschaft oder Mikrokredite. Diese Investments können in Form von speziellen Fonds, Green Bonds oder direkten Projektbeteiligungen erfolgen. Sie eignen sich besonders als Beimischung zu einem breit diversifizierten Basis-Portfolio.
Kryptowährungen und tokenisierte Sachwerte als alternative Vorsorgekomponenten
Digitale Assets haben sich als neue Anlageklasse etabliert, die kontrovers diskutiert wird. Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ethereum zeichnen sich durch hohe Volatilität aus, haben aber in der vergangenen Dekade trotz massiver Schwankungen erhebliche Wertsteigerungen erzielt. Als stark risikobehaftete Beimischung können sie in begrenztem Umfang (typischerweise 1-5% des Gesamtportfolios) die Rendite einer Altersvorsorgestrategie erhöhen.
Eine neuere Entwicklung sind tokenisierte Sachwerte, bei denen reale Vermögenswerte wie Immobilien, Kunst oder Edelmetalle in digitale Token aufgeteilt werden. Dies ermöglicht Investitionen ab sehr kleinen Beträgen und schafft Liquidität in traditionell illiquiden Märkten. Security Token Offerings (STOs) unterliegen in Deutschland der BaFin-Aufsicht und bieten regulatorischen Schutz. Plattformen wie Exporo oder Bitbond ermöglichen bereits heute solche Investments.
Für die Altersvorsorge sollten diese alternativen Komponenten jedoch mit Vorsicht eingesetzt werden. Die gesetzlichen und steuerlichen Rahmenbedingungen sind noch in Entwicklung, und die langfristige Stabilität mancher Projekte ist ungewiss. Konservative Anleger sollten maximal einen einstelligen Prozentsatz ihres Vorsorgekapitals in diese Assetklasse investieren und sich der erhöhten Risiken bewusst sein.
Rentensparplan aufbauen: Konkrete Schritte und Berechnungsmodelle
Ein effektiver Rentensparplan basiert auf einer strukturierten Vorgehensweise, beginnend mit der Analyse der aktuellen Situation bis hin zur Implementierung und regelmäßigen Überprüfung der gewählten Strategie. Die folgenden Schritte bieten eine praktische Anleitung für den Aufbau eines individuellen Rentensparplans.
Zunächst sollte eine Bestandsaufnahme der bereits vorhandenen Altersvorsorge erfolgen. Dazu gehören Ansprüche aus der gesetzlichen Rentenversicherung (einsehbar in der jährlichen Renteninformation), bestehende betriebliche Altersversorgung, private Rentenversicherungen und vorhandenes Anlagevermögen. Als zweiter Schritt folgt die Ermittlung der persönlichen Rentenlücke. Diese errechnet sich aus der Differenz zwischen dem gewünschten Einkommen im Ruhestand (typischerweise 70-80% des letzten Nettoeinkommens) und den zu erwartenden Rentenzahlungen.
Basierend auf der identifizierten Rentenlücke kann nun der notwendige monatliche Sparbetrag ermittelt werden. Eine Faustformel lautet: Benötigtes Kapital = Monatliche Rentenlücke × 12 × 25. Bei einer monatlichen Lücke von 1.000 Euro wären demnach 300.000 Euro Kapital erforderlich. Die erforderliche monatliche Sparrate hängt vom Anlagehorizont und der erwarteten Rendite ab. Bei 30 Jahren Ansparzeit und 6% Rendite p.a. wären etwa 280 Euro monatlich nötig, um diese Summe zu erreichen.
Für die Umsetzung empfiehlt sich ein Schichtenmodell der Geldanlage, das Sicherheit und Rendite ausbalanciert. Die unterste Schicht bildet eine Liquiditätsreserve (Tagesgeld) für Notfälle, gefolgt von einer mittleren Schicht mit moderatem Risiko (Festgeld, konservative Mischfonds) und einer oberen Schicht für langfristige, renditeorientierte Anlagen (Aktien-ETFs, einzelne Aktien). Je näher der Ruhestand rückt, desto mehr sollte das Gewicht von der oberen zu den unteren Schichten verlagert werden, um Kursschwankungen abzufedern.